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Meine ersten Symptome
Schon länger hatte ich Probleme mit Wassereinlagerungen, besonders bei heißem Wetter. Nach meiner Covid-Infektion 2022 traten die Schwellungen plötzlich unabhängig von der Temperatur auf.
Betroffen waren Gesicht, Hände, Bauch, Beine und Füße, teilweise so stark, dass mir von einem Tag auf den anderen Schuhe oder Hosen nicht mehr passten. Neben dem optischen Aspekt kamen unangenehme Spannungsgefühle und Schmerzen hinzu. Die Beine waren schwer und ich hatte das Gefühl ich muss Betonklötze die Treppe hochwuchten.
Lange habe ich gezögert, das Thema beim Arzt anzusprechen, aus Angst es würde auf „zu wenig Bewegung“ oder „Übergewicht“ geschoben. Erst nach 1,5 Jahren sprach ich meine Hausärztin darauf an. Ihre Antwort: „Das habe ich schon öfter bei Post-Covid-Patienten gehört, scheint typisch zu sein.“ und damit war das Thema für sie erledigt.
Mir war jedoch klar: Ich brauche eine richtige Abklärung und Hilfe.
Diagnose Lymphödem
Aufklärung und Lösungsansätze brachte ein Termin beim Gefäßchirurgen. Nach der Untersuchung stellte er die Diagnose Lymphödem Stadium II. Er verschrieb mir Rundstrick-Kompressionsstrümpfe und sechs Sitzungen manuelle Lymphdrainage.
Im Prinzip kann auch der Hausarzt helfen, damit habe ich persönlich keine guten Erfahrungen gemacht. Weitere Anlaufstellen können Gefäßchirurgen, Angiologen, Phlebologen und Dermatologen sein.
Lymphödem vs. Lipödem – wo liegt der Unterschied?
Während der Versorgung im Sanitätshaus und bei der Lymphdrainage wurde auch der Verdacht auf ein Lipödem geäußert. Das konnte ich bis heute nicht abschließend klären.
- Lymphödem: Lymphflüssigkeit wird nicht richtig abtransportiert, staut sich im Gewebe, Schwellungen sind nicht unbedingt symmetrisch.
- Lipödem: chronische Fettverteilungsstörung, Neigung zu blauen Flecken, Druckschmerzen, meist symmetrisch, Füße und Hände nicht betroffen.
- Auch eine Kombination aus beidem ist möglich.
Behandlungsmöglichkeiten im Überblick
1. Kompressionsversorgung
Kompressionsstrümpfe sind ein wichtiges Hilfsmittel. Es gibt verschiedene Arten:
- Rundstrick: ohne Naht, sehr dehnbar, leichtere Kompressionswirkung
- Flachstrick: mit Naht, individuell angepasst, stärkere Kompressionswirkung
Für beide Varianten benötigt man ein Rezept vom Arzt. Meine Rundstrickversorgung musste nicht erst von der Krankenkasse genehmigt werden. Ich habe eine Mehrzahlung/Aufzahlung geleistet, da mir ein anderes Modell als die Standardvariante empfohlen wurde. Die gesetzliche Zuzahlung kommt noch dazu.
Bei meiner Flachstrickversorgung war eine Genehmigung durch die Krankenkasse erforderlich. Zusätze können auch auf dem Rezept stehen, dann entstehen keine zusätzlichen Kosten bis auf die gesetzliche Zuzahlung.
Ein gutes Sanitätshaus ist entscheidend, damit die Kompression richtig passt. Moderne Strümpfe gibt es in vielen Farben und Designs, zudem viele Zusätze für besseren Tragekomfort. Es kann etwas dauern, bis man die passende Versorgung gefunden hat. Ein gutes Sanitätshaus findet fast immer eine Lösung für noch nicht optimale Punkte.
2. Manuelle Lymphdrainage (MLD)
Spezielle Massagetechnik, die den Lymphfluss anregt.
- Wirkung: lindert Schmerzen, verringert Spannungsgefühle, kann Schwellungen reduzieren
- Bei mir haben sich die Umfänge zwar nicht verändert, aber die Schmerzen deutlich verringert. Leider bekam ich bisher nur zwei Verordnungen, MLD ist oft schwer zu bekommen.
Benötigt wird eine Verordnung vom Arzt, gezahlt werden muss die Rezeptgebühr, wie bei Physio- oder Ergotherapie auch.
3. Intermittierende pneumatische Kompression (IPK)
Ein Gerät mit aufblasbaren Manschetten, z. B. eine Hose, in die man reinschlüpft. Kammern werden von unten nach oben aufgepumpt, dann wieder entleert, das regt den Lymphfluss an.
- Wird in Reha-Kliniken und Praxen genutzt
- Kann auch als Hilfsmittel für zuhause verordnet werden
- Ergänzt Kompression und MLD, ersetzt sie aber nicht
Benötigt wird ein Rezept vom Arzt und eine Genehmigung durch die Krankenkasse ist erforderlich. Das Gerät wird häufig als Leihgerät zur Verfügung gestellt, so fallen keine Kosten an.

Für mich ist IPK ein echter Gamechanger. Schon in der Reha habe ich gemerkt, wie sehr es die Schwellungen und Schmerzen lindert. Nach einem schwierigen Antragsprozess bei der Krankenkasse bekam ich schließlich ein Gerät für zuhause. Bei einer Testung haben sich meine Beinumfänge zum Beispiel um 6 cm reduziert, bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass diese 6 cm dort eigentlich gar nicht hingehören.
4. Bewegung
Bei Post-Covid und ME/CFS oft kaum bis gar nicht umsetzbar. Bei Belastungsintoleranz unbedingt Pacing beachten, um Crashs zu vermeiden.
Falls möglich, können sanfte Bewegungen helfen:
- Spazierengehen
- Wassergymnastik oder Schwimmen (natürliche Kompression durchs Wasser)
- Beine hochlegen, wann immer möglich
- Yoga
- Gelenklockerungen
5. Weitere Therapieansätze
- Hautpflege: wichtig, da die Haut anfälliger für Infektionen ist und unter Kompression sehr trocken werden kann. Tipp: Kompression sitzt besser und rutscht weniger bei gut gepflegter Haut.
- Ernährung: entzündungshemmend und salzarm, bei Post-Covid und ME/CFS schwer umzusetzen wegen Unverträglichkeiten und höherem Salzbedarf durch POTS
- Lipödem-Behandlung: Liposuktion möglich
Mein Fazit
Wassereinlagerungen sind mehr als ein optisches Problem. Sie beeinträchtigen Mobilität, Lebensqualität und Selbstwert und können richtig weh tun.
Egal ob durch Post-Covid, Bewegungsmangel oder eine andere Ursache: Man muss nicht „einfach damit leben“. Es gibt wirksame Behandlungsmöglichkeiten, von Kompression über Lymphdrainage bis IPK. Das Argument, dass es keine Therapie bei Post-Covid und ME/CFS gibt, stimmt hier nicht: Lymph- und Lipödeme werden schon lange behandelt. Warum sollte diese Behandlung bei uns nicht funktionieren, zumindest in angepasster Form? Es lohnt sich dranzubleiben, Ärzte zu wechseln und Hilfsmittel einzufordern. Wichtig zu Bedenken ist auch, dass hinter Wassereinlagerungen andere Erkrankungen stecken können.
Weitere Informationen
Lymph Selbsthilfe – Intermittierende pneumatische Kompression
Kurze Erinnerung Zuzahlungsbefreiung:
Bei chronischer Erkrankung kannst du befreit werden, wenn du mehr als 1 % deines Bruttojahreseinkommens für medizinische Leistungen ausgegeben hast (2 % ohne chronische Erkrankung). Weitere Informationen dazu bei der Verbraucherzentrale.
Alles Gute und bis bald!
Carina
Ein wichtiger Hinweis
Ich habe keinen medizinischen Hintergrund. Alle Inhalte auf diesem Blog basieren ausschließlich auf meinen persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen. Sie dienen der Inspiration und dem Austausch und ersetzen keinesfalls eine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Bitte denke daran, dass jeder Mensch anders reagiert. Was für mich funktioniert hat, muss nicht unbedingt auch für dich passend sein.
Ich bin Carina und teile hier meine Erfahrungen mit Post-Covid und ME/CFS. Nach meiner Covid-Erkrankung im April 2022 und einer erneuten Erkrankung im Januar 2025 habe ich gelernt kleine Fortschritte zu schätzen und neue Wege im Alltag zu finden. Mein Ziel: Mut machen, hilfreiche Tipps teilen und Kontakt zu Betroffenen.

